Handwerk: Zweites feinraum Experimentieratelier “Verputze wachsen nach!“  

2. Teil Datum noch offen

Anstelle von Sand und Kies, einer zunehmend problematischen Ressource, experimentieren wir mit Kaffeesatz, Haselnussschalen, Traubenkernen, usw.. Nachwachsende Abfallprodukte verdienen dabei unsere besondere Aufmerksamkeit.

Kosten Fr. 250.- für Mitglieder des Fachverbandes calcina , Fr. 320.- für Aussenstehende. Die Kurse finden in unserem Atelier in Aeugst am Albis statt  weiteren Informationen erhalten sie mit der Anmeldung

Anmelden bitte über anfrage@feinraum.ch

Achtung, ergibt jeweils nur sehr wenig Teilnehmerplätze!

Im feinraum Atelier in Aeugst am Ablis.

Handwerk: Reinpigmentfarben, die schönsten Farben die es gibt, aus unserer Farbenmanufaktur

Farben mit echten Pigmenten wie der Ocker die Terra di Siena, Ultramarin oder Venezianisch-Rot, Rebruss usw. sind aus den heutigen Farben fast vollständig verschwunden. Stattdessen verwendet man sogenannte Einfärbepasten der organischen Chemie, wie Azo-Teerfarbstoffe usw., diese werden dem Anstrichsmaterial computergesteuert beigemischt und sehen dann vielleicht so aus wie Ocker, sind es aber nicht. Architekten und Interieurgestalter haben inzwischen erkannt, wie ausdruckslos und gleichförmig solche Farben wirken. Denn was Leuchtkraft und Ausdruck betrifft, sind reine Pigmentfarben unübertrefflich. Auch historisch korrekte Farben sind immer reine Pigmentfarben, siehe auch das Projekt Eglisau. So ist ein kleiner Zweig von Pigmentfarbenherstellern entstanden, der das aufkommende Bedürfnis nach echten Pigmentfarben abzudecken vermag.

Wir gehen auch da noch einen Schritt weiter: Wir fertigen, vorab und auf Anfrage, Reinpigmentfarben für unsere Projekte und für verschiedene Kunden, mit denen wir eine Zusammenarbeit pflegen und verwenden dabei, im Unterschied zu anderen Herstellern, ausschliesslich rein natürliche Bindemittel sowie in den Wandfarben kein Titanweiss.

Warum ist das so wichtig?

Titanweiss ist der Homogenmacher in Anstrichen und Farben. So ist Titanweiss in fast allen Farben in kleinen Mengen mit drin. Für den allgemeinen Gebrauch muss das auch so sein, denn nur sehr geübte und eingeschulte Maler und Malerinnen können die Reinpigmentfarben überhaupt verarbeiten. Grosse Wände lassen sich nur in einem eingespielten Team bewerkstelligen. Soll der Auftrag ein ruhiges und gleichmässiges Bild ergeben, muss das Team „nass in nass“ arbeiten: Bin ich mit einem gemalten Teil fertig, meistens ein Streifen, mit dem oben begonnen wird, muss der nachfolgende Maler, noch bevor etwas daran trocknen kann, die Verbindung zum bereits gestrichenen Teil angeschlossen haben. Das Streichen ist dabei tatsächlich ein Streichen: Man verwendet dazu eine Bürste (Quast) und verarbeitet die Farbe beispielsweise in der liegenden 8, der Lemniskate, oder englisch und modern im „cross brushing“. In der Regel wird in einem gleichmässigen Duktus, auf den sich das Team zuerst festlegen muss, aufgetragen. Ruhe und Konzentration in den Bewegungen, sind bei diesen Arbeiten unabdinglich, denn man arbeitet dabei auf Bild: die Bewegungen sollen ja sichtbar sein, ein feines changierendes Bild von hoher optischer Qualität zeigen. Trägt ein Maler an einer Stelle zu dick auf, so wird dort die Farbe etwas dunkler. Das kann auch als bewussten gestalterischen Effekt eingesetzt werden, ist aber in der Regel unerwünscht – genau dies verhindert Titanweiss als Zugabe in einer Farbe: sie wird so leichter streichbar und macht sie eintöniger, das ursprüngliche Pigment verliert mit jeder Zugabe an Titanweiss stark an Charakter und Ausdruck – worauf wir aber nicht verzichten wollen!

Als Bindemittel für unsere Reinpigmentfarben kommen bei uns Kaseinemulsionen, Kalk oder auch Leime (für Leimfarben) in Frage. Denn auch die Bindemittelwahl entscheidet über Leuchtkraft, Charakter und Qualität unserer Anstriche. So packen Kunststoffbinder die Pigmente regelrecht ein, was zu Folge hat, dass das Licht, bevor es auf das Pigment trifft, um von diesem reflektiert zu werden, erstmal durch eine „Plastikschicht“ hindurch muss und so an Brillanz einbüsst: die Farben sehen dann immer etwa gleich aus und immer auch etwas stumpf.

Zu den Reinpigmentfarben zählen wir auch unsere weissen Farben, die wir aus reinen Mineralien fertigen und die den Räumen je eine ganz eigene Aussage verleihen. Das sind Farben aus Porzellanerde, Kieselgur, Glimmer, Gesso Bolognese (das echte und das Surrogat), Champagnerkreide, Hollsteinkreide, griechischem Marmormehl, italienischem Marmormehl, auch Quarzmehl, Talkum, Barit und auch aus dem weissen Lehm. Und natürlich sind da unsere Kalkwandfarben, die wir seit 30 Jahren in den Versionen Naturweiss, Hochweiss, Kalkkaseinfarbe, Kalkschlemmfarbe herstellen und denen wir eine grosse Zukunft vorhersagen.

Reinpigmentfaben muss man streichen wollen. Wer sie malen will, soll Freude an dieser Herausforderung haben. Wer sich diese Farben nicht gewohnt ist, soll sich bewusst sein, dass er sich auf ein völlig neues Malen einlässt. Seit jeher bilden wir interessierte Maler und Malerinnen in der Anwendung von Reinpigmentfarben aus, sie können mit unserem Team zusammen Arbeiten ausführen. Interessiert? Melden Sie sich bei uns unter anfrage@feinraum.ch

 

siehe dazu auch folgende Beiträge:

Die Rückkehr des Malerischen in die Architektur. Oder gibt es noch Malerei am Bau?

Gegenwärtiges Projekt Stümmel, malerischer Umgang mit den geraden Flächen im heutigen Bauen

Farbgestaltung ganzheitlich, nachhaltig, natürlich und unendlich schön

Abschmecken, abstimmen, mischen, rühren – aus der Farbenküche

 

Klassische und historische Farben finden sich in folgenden Farbkarten und Farbsystemen: Little Green, Farrow&Bell, Flamant, Auro, Aglaia, Keim, Beeck, die meisten Corbusierfarbtönen. Die Farben in diesen Fächern können wir herstellen, die Pigmente werden nach Nachhaltigkeitskriterien ausgewählt.

Apropos: Titanweiss soll wegen kanzerogener Wirkungen nach dem Willen der EU verboten werden. Gerade wird darüber hinter den Kulissen heftig verhandelt.

 

Ein Crashkurs in Sensorik oder „Wir brauchen Farben und Licht von hoher sensorischer Qualität. Nicht nur, weil wir sie schön finden, sondern auch für unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit“.

 

Im reich nuancierten Licht der Natur werden Auge und Geist ruhig, wir entspannen uns.
Die lebendigen Lichtreize stimulieren die Hypophyse, die so die Hormonproduktion im Körper optimal regulieren kann, etwa bei Wachstum, Fruchtbarkeit und Stoffwechsel.

Auffallend ist: In der Natur finden sich nirgends homogene, monochrome und aggressiv wirkende Farboberflächen.

Siehe dazu die Bilderreihe mit den Legenden als fast Crashkurs nebenan. Ins erste Bild klicken und mit dem Pfeil zum jeweils nächsten weiter gehen.

Um diesen naturgegebenen Massstäben zu entsprechen, entwickeln wir seit dreissig Jahren zahllose Gestaltungstechniken, Farben und Verputze aus Kreiden, Marmor, bunten Erden, Pflanzen, aus Kalk, Ölen, Wachs und anderem mehr.

Und mit diesen natürlichen Materialien schaffen wir in Innenräumen ein unübertrefflich lebendiges Licht, in dem sich der Mensch sinngenährt entspannen kann.

Es ist unser Anliegen und Bedürfnis, Räume und Orte zu schaffen, an denen Sie sich täglich freuen und in denen Sie sich rundum wohl fühlen.

Wie sieht das in der Praxis aus?
Das können Sie auf unserer reichbebilderten Homepage schnell erkennen: Ein leichtes Changieren, Schatten- und Lichtspielereien. Farben und Texturen sind in allen unseren Arbeiten daraufhin abgestimmt.

Ich erinnere mich an einen Kunden, der, nachdem wir seine Wände mit einem Jurakalkverputz fertiggestellt hatten, nach Hause kam und sich einfach drei Stunden hingesetzt und seine neuen Räume genossen hat. Oder an einen Kunden, der uns nach vollendeter Arbeit zum Essen eingeladen hat und uns mitteilte, dass er plötzlich verstanden habe, dass das wie beim Holz, sei, wo man ja auch nicht frage, warum jetzt gerade hier eine Maserung oder ein Ast ist, sondern das Gewachsene akzeptiert und ja auch so will – genauso sind unsere Oberflächen entstanden, und er liess uns wissen, dass er sehr lange Freude daran haben werde.

Etwas natürlich Gewachsenes etwas Entstandenes, nicht Gewolltes oder Gesuchtes, etwas, das wenn man es sieht, einfach da ist, als ob es schon immer zu uns oder dem Ort gehörte – genau das suchen wir in unserer Arbeit umzusetzen.

Eine Kundin wollte ihre Räume einfach weiss malen lassen, weil das so am ruhigsten wäre. Weisse monochrome Flächen, wie wir sie gewohnt sind und wie sie überall um uns herum sind, geben aber keine Ruhe, sondern schaffen in uns im Gegenteil Unruhe. Womit sie zielsicher verhindern, dass wir uns konzentriert z.B. einer Arbeit widmen können, ja sie verlangen von uns gar ständige Aktivität, um sie auszublenden, denn unbewusst lehnen wir uns gegen solche Wände auf. Das ist einfach nachzuvollziehen, wenn man bedenkt, dass unser gesamtes Sehen, also die Netzhaut im Auge, die Sehnerven, das Sehorgan im Hirn etc. mit der lebendigen Lichtvielfalt der Natur entstanden und gewachsen ist. In diesem natürlichen Sehen waren homogene und monochrome Oberflächen nicht vorgesehen. Und so ist für unser Sehen eine homogene weisse Fläche eine Überforderung.

Machen Sie die Probe aufs Exempel: Sie stellen sich vor eine hell erleuchtete weisse konventionell gestrichene Wand und schauen nur die weisse Fläche an. Sie werden jetzt zwei Dinge feststellen. Erstens, sie können das Auge kaum auf dieser Fläche ruhen lassen und zweitens, je länger Sie da reinschauen, desto mehr bilden sich graue Wolken vor Ihren Augen. Unsere vermeintlich ruhige weisse Fläche schafft sofort Unruhe und zwingt uns darauf umher zu suchen, bis wir irgendwo einen Punkt finden, (das kann eine Schmutzstelle, einen Schattenwurf, eine leichte Nuancierungen in der Oberfläche sein) etwas, woran sich unser Auge festhalten und weiden kann. Denn daran nähren sich die Sinne. Findet es aber in der gleichmässigen Fläche nichts, so wird das Auge, und auch der Geist in der Überforderung unruhig.

Alles Monotone und das Homogene laufen unserer Sinnesnatur zuwider, machen uns, wenn wir ihnen länger ausgesetzt sind, matt, kraftlos und abgeschlagen, was in der Folge zu grossen gesundheitlichen Defiziten führen kann. Angefangen beim einfachen Wohlbefinden bis zur Leistungskraft, sensuell sind wir heute alle unterernährt. So sollte eigentlich jede Firma, jede Krankenkasse, jede Schule sich sofort um Abhilfe bemühen. Mindestens aber sollten wir in unseren eigenen vier Wänden auftanken, sinnlich entspannen und zur Ruhe kommen können.

Tragweite und Möglichkeiten richtig angewandter Sensorik sind so enorm, dass es sich unbedingt lohnt sich damit zu befassen. Wir wollen Räume schaffen, die für uns stimmen, die in einer Weise stimulieren, wie wir es von Natur her brauchen. Nicht nur das Visuelle, alle unsere Sinne sollen in der ihr entsprechenden Weise genährt werden und das gelingt bis heute mit auf möglichst natürlicher Weise verarbeiteten natürlichen Materialien am allerbesten. Es geht dabei letztlich darum, unsere eigene Natur zuträglich zu respektieren, wohl mit dem interessanten Nebeneffekt, dass dies auch immer für die uns umgebende Natur das Beste ist. Oder gehören solche Dinge nicht schon immer zusammen?

Wir haben hier nur einen ganz kleinen Bereich über sensorisches Verständnis angeschnitten, der aber exemplarisch für unser Schaffen steht. Zur Veranschaulichung beachten Sie auch die Bilder und Bildbeschriftungen in diesem Artikel, Sie werden damit noch einen kleinen Schritt weiter in diese Thematik eintauchen.

Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, vielleicht auch Ihre Arbeits- und Wohnräume danach gestalten möchten, treten Sie mit uns in Kontakt, profitieren Sie von unserer jahrzehntelanger Erfahrung, wir sind für Sie da mit persönlichen projektbezogenen Beratungen oder auch mit Vorträgen für ganze Bauschaften oder interessierte Gruppen wie Architekten, Investoren, Maler, und Gestalter.

So, und jetzt gehe ich hinaus ins Sonnenglitzermeer der frisch verschneiten Landschaft hier in Aeugst und geniesse Licht, Schatten und Farbenspiele, wie sie hier gerade in den vielfältigen Strukturen erscheinen, den Wind und die Sonne im Gesicht und die Frische in den Lungen und lerne von der Natur..

Es ist unsere eigene Natur, die wir zuallererst erkennen und nähren sollen.

Beachten Sie dazu auch die folgenden Beiträge, welche sich auf ihre Weise mit dem Thema auseinandersetzen:

Die Rückkehr des Malerischen in die Architektur. Oder gibt es noch Malerei am Bau?

Gegenwärtiges Projekt Stümmel, malerischer Umgang mit geraden Flächen

Farbgestaltung ganzheitlich, nachhaltig, natürlich und unendlich schön

Und ja Klicken sie in die Bilder und machen sie den 1 Minuten Crashkurs in Sensorik!

Viel Spass dabei!

 

Carlo Vagnières, im Winter 2018

 

 

 

 

Gegenwärtiges Projekt Garage, Fassade und Schindeldach in der Stadt

Die Fassade wurde schon 2014 fertiggestellt, die Garage mit dem Schindeldach erst mal zurückgestellt. Diesen Sommer wurde das asbesthaltige Eternitdach entsorgt und durch das wunderschöne Schindeldach, das schon in ein paar Monaten grau sein wird, ersetzt. Das Dachdecken war ein echtes Familienprojekt, alle haben sich daran beteiligt. Wir haben die Farben dazu gemacht und der Fassade endlich diesen Farbtupf hinzugefügt, auf den der Ort so lange warten musste. Die Umgebung hat ihre Freude daran.

Und was hat es mit den Hasen auf sich? Das ist eine andere Geschichte, die bei Gelegenheit mal erzählt werden soll. Und die Birke? Die ist wohl irgendwie Pate gestanden für die Fassadenfarbgebung.

Die Fassade ist in Surfkalk und Kalkkasein ausgeführt. Die Garage wurde mit unserer Kalkwandfarbe 315, eingefärbt mit Erdpigmenten, wie immer völlig titanweissfrei gestrichen, die Metalloberflächen mit Rostschutz (Auro) grundiert und mit unserer Standölfarbe, mit der auch Holzwerk und Fensterläden zu Schutz und Farbe kamen, gestrichen. Alles wie immer mit dem Pinsel und ohne Roller.

Zu den Ölfarben siehe auch unser Beitrag: Reversible Farben verursachen keine Schäden und halten ewig.

Einen einzigen wässerigen Anstrich, den man kaum sieht, und Hölzer innen vergilben nicht mehr – einfach und völlig natürlich.

Holz innen, vor allem Fichtenholz, wird im baubiologischen Kontext immer wichtiger. Aber wie verhindert man das unangenehme Abdunkeln und Vergilben?

Wir haben dafür einen Anstrich entwickelt, der einfacher, schneller gemacht und günstiger ist als alles, was sonst angeboten wird. Die Mischung ist genau so eingestellt, dass man gar keine Farbe sieht, die Holzoberflächen bleiben dabei atmend und offen, als wäre kein Anstrich drauf. Das Holz sieht einfach so aus, als wäre es frisch aus der Sägerei und so bleibt es dann auch.

Unser Produkt: “Wässerige Holzlasur 175“, bestehend im Wesentlichen aus Kasein und mineralischen Pigmenten wie Kreide Calolin etc., können Sie gerne hier bei uns bestellen. Die Lasur wird frisch für Sie hergestellt und muss innert 20 Tagen verarbeitet und kühl gelagert werden. Beachten Sie: 4 bis 5 Tage Lieferfrist.

Das erste Bild zeigt eine lasierte Holzwand im Haus der Kooperative DomaHabitare Sainte-Croix,

das zweite Holzwände in der Kooperative Equilibre in Genf.

 

 

Handwerk: Farbgestaltung ganzheitlich, nachhaltig, natürlich und unendlich schön

Mit unserer bald vierzigjährigen Erfahrung können wir in fast allen Settings arbeiten, beinahe alle Bühnen bespielen: Von der Gestaltung im Mandat bis zur Beratung und Unterstützung. Mit den Jahren hat jeder Mitarbeiter eine ihm eigene Sprache dafür entwickelt. Am liebsten sind uns aber Projekte, die uns breit herausfordern.

Was alle unsere Arbeiten verbindet, ist immer die Farbgestaltung. Das sieht man schon, wenn man auf unserer Seite unter Arbeiten den Task “Farbgestaltung“ aufruft oder mit einem Klick in diesen Link. Da findet man immer sämtliche Arbeiten von uns. Schon die einfache Wahl für einen einfachen weissen Anstrich stellt uns vor die Frage – vor eine farbgestalterische Entscheidung – mit welchem Material, mit welchen Weiss wir hier streichen wollen: Mit Champagnerkreidekaseinfarbe, Gesso Bolognese, Dolomit oder Marmorpulverfarbe ? Wir haben bis zu vierzehn verschiedene weisse Farben.
Schon aus der Tatsache heraus, dass wir unsere Farben und Verputze selber und meist vor Ort fertigen, sind unsere Farbgestaltungen einzigartig (was hier keine Floskel ist), denn wir haben damit Möglichkeiten der Einflussnahme auf Farbe und Räume, die anderen nicht offen stehen, diese müssen nehmen, was sie auf dem Markt finden. Vielleicht wollen wir mehr oder weniger Glanz in einer Farbe, vielleicht soll sie tiefer in der Wirkung werden, immer sind gestalterische Schritte einer Suche nach dem Passenden, Stimmigen, Bestmöglichen im Spiel. Wir schauen, wir suchen, wir stimmen ab, wir können Räume entwickeln wie ein Gemälde. Und dergestalt erweitern wir Farbgestaltung zum “malerischen Umgang mit Raum“, wie man diese dann treffender bezeichnen würde. Im Unterschied zu einem starren Konzept wird es möglich auf diese Weise immer wieder von neuem Einfluss zu nehmen. Farben und Verputze lassen sich z.B. nach dem ersten Anstrich noch einmal leicht verändern, wenn man zum ersten Mal sieht, ob es auch funktioniert, was man sich ausgedacht hat. Schon ein Hauch einer Tonveränderung kann darüber entscheiden, ob ein Raum schliesslich stimmt oder nicht und je subtiler und einfacher eine Farbgebung ist, desto genauer müssen die Klänge stimmen. Ist ein Farbton zu laut oder zu blass, so sieht man das, genauso, wie man in der Musik es hört – was ebenso zur Farbgestaltung gehört: Denn bei Farben ist das nicht anders als bei Instrumenten: Stimmt schon nur ein Instrument in einem Konzert nicht, so entwertet dies das ganze Konzert. Das Konzert sind bei uns die Räume und die be-stimmen unser Leben darin.
Natürlich erstellen wir auch Konzepte, die dann später ausgeführt werden. Am liebsten aber mischen und mustern, gestalten wir mit den Beteiligen in einem gemeinschaftsbildenden Prozess – Und auch dies ein Aspekt unserer Farbgestaltung: Ob eine Kombination richtig klingt und harmonisch ist, ist etwas gemeinsam Erkennbares.
Unsere „Farbmusterkarten“ bestehen aus Halbedel- und Ganzedelsteinen, oder auch einfachen Natursteinen, Herbstblättern und Blüten und ja, aus unseren Ordnern mit den hunderten von Farbtönen drin, denen wir schon begegnen durften. Kleine Normfarbmüsterchen aus Musterbüchern hingegen brauchen schon mal ein geschultes Farbabstraktionsvermögen, um sie ins Räumliche zu übersetzen. Ausserdem sind sie meist monochrom. In der Natur existieren keine monochromen Farben. In Steinen, Blüten, Blättern finden sich eine ganze Menge Farben, und da wir das so von der Natur gewohnt sind, können wir deren Stimmung viel besser wahrnehmen. Das Auge kennt diese Vielfarbigkeit, den Nuancenreichtum, mit monochromen Farben ist es überfordert. Wir haben viel mehr Freude am Bestimmen der Farben, wenn wir auf Farbkarten verzichten, dennoch brauchen auch wir diese manchmal, allerdings nur, um Farbtöne zu übermitteln. Und wenn man für einen Ort den passenden Farbton nicht findet oder vielleicht gerade keine Vorlage zur Hand hat, so zeigt sich der immer irgendwo – an einem Bücherrücken, einem T-Shirt oder was auch immer – so, dass dies dann als Farbvorgabe dienen kann, was weit inspirierender ist, als mit vorgegebenen vor definierten Klängen zu arbeiten.
Hat man schliesslich die Stimmung und Richtung erfasst, mischen wir uns an die Töne heran bis sie rundum passen. Den Respekt, den wir unserer sensorischen Natur entgegenbringen, zahlt sich in Farben aus, mit denen man lange, sehr lange Freund sein kann, es ist uns in unserer Arbeit mit Farbe sehr wichtig, solchen Voraussetzungen der Wahrnehmung Rechnung zu tragen. Wir können damit den Aufenthalt in unserer Räumen sehr angenehm gestalten wie auch unsere Gesundheit und Leistungsfähigkeit entscheidend unterstützen. Und da wir den Mehrwert, den wir mit unseren Farben generieren, an Aufgabe und Ziel der Räume und Häuser binden, wird meistens schon bald klar, was geht, welches Stück (im musikalischen Sinne) aufgeführt werden soll: Es muss stimmen, funktionieren, oft für sehr lange Zeit (nicht, dass schon nach zwei Jahren das Bedürfnis aufkommt neu zu streichen). So ist gutes Design – ganzheitliche Farbgestaltung – auch das Nachhaltigste überhaupt.

Wie das in der Praxis aussieht erfahren Sie unter Arbeiten, Task, Farbgestaltung oder  hier

Siehe dazu auch unseren Beitrag: Die Rückkehr des Malerischen in die Architektur. Oder gibt es noch Malerei am Bau?

Oder: Stümmel, malerischer Umgang mit geraden Flächen

Wenn sie genaueres über wie und weshalb wir so gestalten erfahren wollen lesen Sie auch Wir brauchen Farben und Licht von hoher sensorischer Qualität. Nicht nur, weil wir sie schön finden, sondern auch für unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit.

Und der Artikel Abschmecken, abstimmen, mischen, rühren – aus der Farbenküche gibt einen Einblick ins entstehen der Farben.

 

 

Handwerk: Einzigartig einmalig lokal und in limitierter Menge verfügbar

Manchmal kommen wir zu Rohstoffen, die es nur einmalig in einer limitierten Menge gibt. Daraus entwickelt das feinraum-Experimentieratelier immer wieder einmalige Materialien, Farben, Verputze etc., die dann für ein bestimmtes Projekt eingesetzt werden können, vielleicht auch für drei oder vier ausreichen. Die Bilder zeigen einen Verputz, den wir mit Sumpfkalk aus dem Brand in S-charl. angefertigt haben.

Manchmal sind es auch lokale Materialien wie Sand, Lehm oder Sumpfkalk, mit denen dann vor Ort gearbeitet wird. Dafür entwickeln wir jeweils Rezepturen, die den gestellten Anforderungen in technischer und gestalterischer Hinsicht entsprechen. Ein Gebäude mit rundum lokalen Oberflächen hat eine einzigartige Kraft und Ausstrahlung und ist ein Zeugnis wider der Entfremdung. Ein gutes Beispiel dafür ist das Hotel de Ville in Orbe .Dort wurden Verputze und Grundputze mit Sanden aus dem Umkreis realisiert.

 

 

 

Handwerk: Alles wird gut! Mediterraner Charme dank Kalkfassade am Neubau, so holen wir den Süden zu uns.

Auch am Neubau ist eine Kalkfassade eine wahre Stimmungs- kanone. Bei diesem Projekt haben wir den Prozess und die Arbeiten angeleitet, mit den Kunden Materialien und Farben gemischt und unterstützend mitgearbeitet. Die Abbildungen zeigen den Kalkverputz mit dem Fresko-Kalkanstrich.

Die Freskotechnik kennt man vor allem von den Malereien eines Michelangelos. Hier, bei der Fassade, wird in einen fingerdruckfesten frischen Kalkverputz ein oder zwei Anstriche mit Sumpfkalk und Pigment oder mit Kalkwasser und Pigment aufgetragen. So werden die Farben mit dem Kalkbindemittel, das aus dem feuchten Verputz kommt, gebunden und so wird beim deckenden Freskoanstrich, wie wir ihn gerne machen, dank der Feuchtigkeit im Verputz, eine gutes Abbinden garantiert. Der Kalk nimmt bei diesem Vorgang das beim Brand entwichene CO2 aus der Luft wieder auf, bindet es ein, womit Anstrich samt Verputz zu Kalkstein werden, die Oberfläche ist also am Schluss wieder Stein (man nennt das den Kalkkreislauf). Beim Kalk für den Anstrich ist die Farbe zugleich das Bindemittel und das ist auch der Grund, weshalb Kalkoberflächen so lichtintensiv sind. (Es gibt hier keinen Film, der auf einer Oberfläche liegt, das Pigmentkorn ist hier nicht im Bindemittel verpackt). Natürlich verwenden wir auch die Secco-Kalktechnik, für Renovationen ohne Erneuerung des Verputzes, oder unsere Kalkkaseinfarbe 314.1 bzw. 315.1, aber was Schutz und Haltbarkeit eines Mauerwerks betrifft gibt es kaum etwas besseres als die Freskovariante, die ausserdem schnell und problemlos gestrichen werden kann – Übrigens kann man den Charme von Venedig, Siena, oder der Provence ab sofort auch zuhause geniessen, denn auch in unseren Breiten wurden Gebäude ursprünglich so gekalkt.

 

 

Handwerk: Die Rückkehr des Malerischen in die Architektur. Oder gibt es noch Malerei am Bau?

Einleitungstext zum talk with world-crafts.org 18. Mai 2017 in Zürich – World Crafts Talk – Handwerk Malerei

Die Rückkehr des Malerischen in der Architektur. Oder gibt es noch Malerei am Bau?

Architektur und Malerei waren einst gleichwertige Partner als einander in die Hand spielende Disziplinen. Was daraus geworden ist und wie das jemand umsetzt, der sich seit mehr als 35 Jahren damit befasst.

Das Malerische im heutigen Bauen – wie muss man sich das vorstellen?

Verzieren, Dekorieren, Ornamente am Bau wirken oft aufgesetzt und etwas verloren. Geglückte Momente dieses Prozesses der „Inwertsetzung“ einer Baute kennen wir von Peter Zumtors Bad in Vals. Hier ist es die Verwendung des Valser Steins, der eingefärbte Beton sowie die Lichtführung, die malerische Züge zeigen. Nebst dem Mehrwert „Ambiance“, der so geschaffen wird, ist genau das ins-Licht-Setzten einer Baute ein urmalerischer Vorgang. Ein anderes dieser Glücksmomente finden wir bei Martin Rauchs Lehmarbeiten. In seinem Wohnhaus mit der Rakubrand Keramik von Marta Rauch erfährt man eindrücklich, wie Kunst gebaut werden kann.

Aber wie stet’s mit der Malerei?

Abgesehen von historischen Bauten, wo der Mehrwert von Farbe und Malerei offensichtlich ist, kann man fast sagen, dass das Malerische heute aus dem Bauen verbannt ist. Malerei scheint in einer Auseinandersetzung damit nicht wirklich einen Wert zu haben, die Wahrnehmung von Malerei ist heute eher negativ konditioniert: Farben stinken und die gemalten Oberflächen werden dann doch nicht so perfekt, wie die Industrie sie auf Küchen, Einbauten, Türen liefern kann,“ der Maler“ soll dann einfach den noch verbleibenden Oberflächen einen Anstrich verpassen. Und wo noch Farbe zum Zug kommt, wird diese an Farbgestalter delegiert.

Der malerische Prozess

Dem Malerischen als gestalterisch künstlerischer Vorgang im heutigen bauen widmet sich Carlo Vagnières und sein Team seit mehr als 35 Jahren. Dabei hat er bald begonnen seine Farben und Verputze selber herzustellen. Etwas naiv ahnte er damals kaum, welch ungezählte Möglichkeiten sich einem abseits von “RAL 9010“ erschliessen. Die Breite der Palette reicht von Wand- und Deckenfarben mit deren adäquaten malerischen Verarbeitungen zu Verputzen, Bodenbelägen (wie Kaklkaseinbeläge oder neuerdings ein gespachtelter Linoleumbelag) und vielem mehr. Die Mittel, mit denen Vagnières, der heute mit festem Team arbeitet, den Räumen und Bauten Lebendigkeit, Charakter, Tiefe, Ruhe, Schönheit, Harmonie, Glanz, Gewicht oder Leichtigkeit und Farbe und immer wieder auch bildnerische Malerei verleiht, sind endlos. Einmal soll ein Raum weich und offen zeichnen, ein andermal kompakt und begrenzend (was schon mit einem kleinen Zusatz im Bindemittel erreicht werden kann). Ob man eine Farbe herstellt oder einen Farbton bestimmt oder ihn malt, jeder Moment dieses Prozesses ist immer emphatisch verbunden mit dem Objekt und für das Objekt. Feinraum, wie seine Firma heute heisst, ist ein Dauerlaboratorium für lebendigen Ausdruck im Bau.

Gibt es noch Malerei am Bau?

Die Antwort ist Ja und wie, auwertend und nachhaltig. Einige Beispiele:

Hotel de Ville, Orbe. 2011/2012 das CV mit und für den Architekten Michel Lardierei realisierte

Zu diesem Thema siehe auch den Artikel: Gegenwärtiges Projekt Stümmel – malerischer Umgang mit den geraden Flächen im heutigen bauen

Oder: die Treppenhausmalereien im Zürcher Seefeld 

Oder einach die Seite Farbgestaltungen von Feinraum

 

Reversible Farben verursachen keine Schäden und halten ewig

Dorfstrasse Hirzel reversible Farben

Mit den allerletzten warmen Tagen konnte, kurz vor dem Winter 2016, die Malerrenovation fertiggestellt werden. Sowohl für die Ölfarben als auch für den Kalk braucht es Temperaturen von über 5 Grad in der Nacht, damit diese noch trocknen und aushärten können.

Unsere Aufgabe bestand in einem Befund mit Analyse der Untergründe. Daraus entwickelte sich dann eine Begleitung, Farbgestaltung und Farbenherstellung.

Wir trafen auf eine sehr alte, vollkommen spröde Acrylfarbe am Riegel. Sie sollte sandgestrahlt werden. Ein Muster aber zeigte, dass das Holz darunter dabei wohl zerstört worden wäre. So wurden alle nicht ursprünglichen Bauteile gestrahlt, während man die historischen von Hand vollständig freigelegen musste. Danach folgten auf Riegel, Dachuntersicht und Fenstereinfassungen eine Standölgrundierung und zwei Standölfarbe-Anstriche. Wir fertigten diese fast ohne Füllstoffe aus 50-jährigem Standöl; damit ist sie sehr schlank. Eine solche klassische Malerölfarbe, wie sie in deutschsprachigen Gebieten immer gebräuchlich war, bildetet sich mit der Zeit durch die Einwirkung von UV- Licht langsam zurück. Deshalb muss gelegentlich mit dem Öllappen „aufgeölt“ werden. Macht man das, bevor sich rohe Stellen am Holz zeigen, ist das sehr kostengünstig und kann endlos wiederholt werden, ohne dass je die Farben entfernt werden müssen. Wenn man will, kann man mit regelmässigem Nachölen ein weiteres Anstreichen völlig vermeiden. Im Renovationsfall laugt man die Farbe mit etwas Soda im Wasser an und streicht dann neu.

Da eine solche Ölfarbe nicht abblättert und zudem voll dampf-diffusionsfähig ist, geht auch das Holz darunter nicht kaputt. Damit entspricht sie genau unseren Vorstellungen von einer reversiblen Farbe.

Heutige Ölfarben hingegen sind so dick, wie es die Kunstharze sind und neigen ebenso zum Abblättern wie diese. Eine Renovation bei abblätternder Farbe ist sehr aufwändig  –  Hätte nun also der Maler, der vor vielen Jahren die Acrylfarbe gestrichen hat, eine traditionelle schlanke Malerölfarbe genommen, wäre das ganze Sandstrahlen und Abschleifen und Freilegen gar nie nötig gewesen!

Die Fassade wurde mit unserer Kalkwandfarbe 315 und einer Zugabe von Quark dreimal nass in nass mit der Bürste gestrichen.