Gegenwärtiges Projekt: Eingang- und Treppenhausgestaltung Geschäfts- und Wohnhaus in der Zürcher City

Immer wieder waren die Wände verkratzt mit tiefen Spuren, der alte weiche Gipsputz konnte der Nutzung des Eingangsbereiches nicht standhalten, das war eigentlich der Auslöser zur Neugestaltung. Dann aber fand man, dass ein Geschäfts- und Wohnhaus an dieser Adresse einen repräsentativeren Eingang haben müsste. Wir schlugen vor, die Wände im Sockelbereich mit einem Calicotgewebe zu festigen und sie dann mit einer Ölspachtelung leicht bewegt und leicht transparent zu gestalten. Sie sieht hier aus wie ein Stucco. Im Vergleich zu diesem bietet aber der Ölspachtel die Möglichkeit, dass man ihn jederzeit problemlos wieder ausbessern- oder ergänzen kann, ohne dass man das sieht. Auch könnte nach einer gewissen Zeit einfach wieder eine weitere Schicht, vielleicht in einem anderen Farbton appliziert werden oder, wenn man will, auch Muster und Ornamente, auf die wir aber hier verzichteten.

Das Rosa der Decke kommt aus dem Cochenille in einer Leimfarbe, die weissen Wände und Decken aus einer Mischung von Marmor (Griechenland) und Kreide (Champagne). Den Boden aus den 60er Jahren haben wir hervorgeholt und wieder hergestellt: alter Belag und Kleber entfernt, hernach tiefengereinigt mit unserem “Reinigerkonzentrat“ aus Schmierseife und Balsamterpentin.

 

 

„Die Backstube wird zur Galerie“

In der alten Backstube und in anderen Räumen des Hauses werden schon bald die Bilder von Paul Möcklin zu bewundern sein. Das Gebäude aus dem Jahre 1902 musste kostspielig von diversen nicht mehr haftenden Dispersionsanstrichen befreit werden. Die darunterliegenden Oberflächen waren in erstaunlich gutem Zustand. Der neue Verputz- und Farbenaufbau geschah ganz im ursprünglichen Materialkonzept mit feinen Kalkabglättungen, Leim- und Kaseinfarben, dies in einer sehr zurückhaltenden Chromatik, welche den Gemälden viel Raum gibt. Der alte Terrazzoboden wurde mit unserem „Reinigerkonzentrat“ (einer Mischung aus Balsamterpentin und pflanzlicher Schmierseife) tiefengereinigt und anschliessend mit einem sehr guten Öl wieder genährt und geschützt. Der Handlauf wurde zum Handkuss, man freut sich jedesmal über die sehr feine Oberfläche. Und schliesslich mussten Leuchten und Licht richtig inszeniert werden. Das Ziel und damit die erste Ausstellung rückt näher: wir können es kaum erwarten dem grossen Maler, denn das war Möcklin, seinen Raum und seine Bäckerei zurückzugeben. Ja, auch das war er, ein Bäcker der zeitlebens gemalt hat und sich immer als Amateur bezeichnete, denn er wollte das malen, was was er wollte und legte sich auch nie auf einen Stil fest. In seinem Quartier hatte er den Übernamen “der Wunderbeck“ – ganz offenbar buk er so gut wie er malte!

 

Weitere Informationen zur Ausstellung folgen und eine  Webseite zu Pauls Werk ist am entstehen. Vorerst merkt euch schon mal das Datum vor 12.4.2019 ab 18 Uhr in Zürich Altstetten.

 

 

Gegenwärtiges Projekt Garage, Fassade und Schindeldach in der Stadt

Die Fassade wurde schon 2014 fertiggestellt, die Garage mit dem Schindeldach erst mal zurückgestellt. Diesen Sommer wurde das asbesthaltige Eternitdach entsorgt und durch das wunderschöne Schindeldach, das schon in ein paar Monaten grau sein wird, ersetzt. Das Dachdecken war ein echtes Familienprojekt, alle haben sich daran beteiligt. Wir haben die Farben dazu gemacht und der Fassade endlich diesen Farbtupf hinzugefügt, auf den der Ort so lange warten musste. Die Umgebung hat ihre Freude daran.

Und was hat es mit den Hasen auf sich? Das ist eine andere Geschichte, die bei Gelegenheit mal erzählt werden soll. Und die Birke? Die ist wohl irgendwie Pate gestanden für die Fassadenfarbgebung.

Die Fassade ist in Surfkalk und Kalkkasein ausgeführt. Die Garage wurde mit unserer Kalkwandfarbe 315, eingefärbt mit Erdpigmenten, wie immer völlig titanweissfrei gestrichen, die Metalloberflächen mit Rostschutz (Auro) grundiert und mit unserer Standölfarbe, mit der auch Holzwerk und Fensterläden zu Schutz und Farbe kamen, gestrichen. Alles wie immer mit dem Pinsel und ohne Roller.

Zu den Ölfarben siehe auch unser Beitrag: Reversible Farben verursachen keine Schäden und halten ewig.

Handwerk: Farbgestaltung ganzheitlich, nachhaltig, natürlich und unendlich schön

Mit unserer bald vierzigjährigen Erfahrung können wir in fast allen Settings arbeiten, beinahe alle Bühnen bespielen: Von der Gestaltung im Mandat bis zur Beratung und Unterstützung. Mit den Jahren hat jeder Mitarbeiter eine ihm eigene Sprache dafür entwickelt. Am liebsten sind uns aber Projekte, die uns breit herausfordern.

Was alle unsere Arbeiten verbindet, ist immer die Farbgestaltung. Das sieht man schon, wenn man auf unserer Seite unter Arbeiten den Task “Farbgestaltung“ aufruft oder mit einem Klick in diesen Link. Da findet man immer sämtliche Arbeiten von uns. Schon die einfache Wahl für einen einfachen weissen Anstrich stellt uns vor die Frage – vor eine farbgestalterische Entscheidung – mit welchem Material, mit welchen Weiss wir hier streichen wollen: Mit Champagnerkreidekaseinfarbe, Gesso Bolognese, Dolomit oder Marmorpulverfarbe ? Wir haben bis zu vierzehn verschiedene weisse Farben.
Schon aus der Tatsache heraus, dass wir unsere Farben und Verputze selber und meist vor Ort fertigen, sind unsere Farbgestaltungen einzigartig (was hier keine Floskel ist), denn wir haben damit Möglichkeiten der Einflussnahme auf Farbe und Räume, die anderen nicht offen stehen, diese müssen nehmen, was sie auf dem Markt finden. Vielleicht wollen wir mehr oder weniger Glanz in einer Farbe, vielleicht soll sie tiefer in der Wirkung werden, immer sind gestalterische Schritte einer Suche nach dem Passenden, Stimmigen, Bestmöglichen im Spiel. Wir schauen, wir suchen, wir stimmen ab, wir können Räume entwickeln wie ein Gemälde. Und dergestalt erweitern wir Farbgestaltung zum “malerischen Umgang mit Raum“, wie man diese dann treffender bezeichnen würde. Im Unterschied zu einem starren Konzept wird es möglich auf diese Weise immer wieder von neuem Einfluss zu nehmen. Farben und Verputze lassen sich z.B. nach dem ersten Anstrich noch einmal leicht verändern, wenn man zum ersten Mal sieht, ob es auch funktioniert, was man sich ausgedacht hat. Schon ein Hauch einer Tonveränderung kann darüber entscheiden, ob ein Raum schliesslich stimmt oder nicht und je subtiler und einfacher eine Farbgebung ist, desto genauer müssen die Klänge stimmen. Ist ein Farbton zu laut oder zu blass, so sieht man das, genauso, wie man in der Musik es hört – was ebenso zur Farbgestaltung gehört: Denn bei Farben ist das nicht anders als bei Instrumenten: Stimmt schon nur ein Instrument in einem Konzert nicht, so entwertet dies das ganze Konzert. Das Konzert sind bei uns die Räume und die be-stimmen unser Leben darin.
Natürlich erstellen wir auch Konzepte, die dann später ausgeführt werden. Am liebsten aber mischen und mustern, gestalten wir mit den Beteiligen in einem gemeinschaftsbildenden Prozess – Und auch dies ein Aspekt unserer Farbgestaltung: Ob eine Kombination richtig klingt und harmonisch ist, ist etwas gemeinsam Erkennbares.
Unsere „Farbmusterkarten“ bestehen aus Halbedel- und Ganzedelsteinen, oder auch einfachen Natursteinen, Herbstblättern und Blüten und ja, aus unseren Ordnern mit den hunderten von Farbtönen drin, denen wir schon begegnen durften. Kleine Normfarbmüsterchen aus Musterbüchern hingegen brauchen schon mal ein geschultes Farbabstraktionsvermögen, um sie ins Räumliche zu übersetzen. Ausserdem sind sie meist monochrom. In der Natur existieren keine monochromen Farben. In Steinen, Blüten, Blättern finden sich eine ganze Menge Farben, und da wir das so von der Natur gewohnt sind, können wir deren Stimmung viel besser wahrnehmen. Das Auge kennt diese Vielfarbigkeit, den Nuancenreichtum, mit monochromen Farben ist es überfordert. Wir haben viel mehr Freude am Bestimmen der Farben, wenn wir auf Farbkarten verzichten, dennoch brauchen auch wir diese manchmal, allerdings nur, um Farbtöne zu übermitteln. Und wenn man für einen Ort den passenden Farbton nicht findet oder vielleicht gerade keine Vorlage zur Hand hat, so zeigt sich der immer irgendwo – an einem Bücherrücken, einem T-Shirt oder was auch immer – so, dass dies dann als Farbvorgabe dienen kann, was weit inspirierender ist, als mit vorgegebenen vor definierten Klängen zu arbeiten.
Hat man schliesslich die Stimmung und Richtung erfasst, mischen wir uns an die Töne heran bis sie rundum passen. Den Respekt, den wir unserer sensorischen Natur entgegenbringen, zahlt sich in Farben aus, mit denen man lange, sehr lange Freund sein kann, es ist uns in unserer Arbeit mit Farbe sehr wichtig, solchen Voraussetzungen der Wahrnehmung Rechnung zu tragen. Wir können damit den Aufenthalt in unserer Räumen sehr angenehm gestalten wie auch unsere Gesundheit und Leistungsfähigkeit entscheidend unterstützen. Und da wir den Mehrwert, den wir mit unseren Farben generieren, an Aufgabe und Ziel der Räume und Häuser binden, wird meistens schon bald klar, was geht, welches Stück (im musikalischen Sinne) aufgeführt werden soll: Es muss stimmen, funktionieren, oft für sehr lange Zeit (nicht, dass schon nach zwei Jahren das Bedürfnis aufkommt neu zu streichen). So ist gutes Design – ganzheitliche Farbgestaltung – auch das Nachhaltigste überhaupt.

Wie das in der Praxis aussieht erfahren Sie unter Arbeiten, Task, Farbgestaltung oder  hier

Siehe dazu auch unseren Beitrag: Die Rückkehr des Malerischen in die Architektur. Oder gibt es noch Malerei am Bau?

Oder: Stümmel, malerischer Umgang mit geraden Flächen

Wenn sie genaueres über wie und weshalb wir so gestalten erfahren wollen lesen Sie auch Wir brauchen Farben und Licht von hoher sensorischer Qualität. Nicht nur, weil wir sie schön finden, sondern auch für unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit.

Und der Artikel Abschmecken, abstimmen, mischen, rühren – aus der Farbenküche gibt einen Einblick ins entstehen der Farben.

 

 

Handwerk: Einzigartig einmalig lokal und in limitierter Menge verfügbar

Manchmal kommen wir zu Rohstoffen, die es nur einmalig in einer limitierten Menge gibt. Daraus entwickelt das feinraum-Experimentieratelier immer wieder einmalige Materialien, Farben, Verputze etc., die dann für ein bestimmtes Projekt eingesetzt werden können, vielleicht auch für drei oder vier ausreichen. Die Bilder zeigen einen Verputz, den wir mit Sumpfkalk aus dem Brand in S-charl. angefertigt haben.

Manchmal sind es auch lokale Materialien wie Sand, Lehm oder Sumpfkalk, mit denen dann vor Ort gearbeitet wird. Dafür entwickeln wir jeweils Rezepturen, die den gestellten Anforderungen in technischer und gestalterischer Hinsicht entsprechen. Ein Gebäude mit rundum lokalen Oberflächen hat eine einzigartige Kraft und Ausstrahlung und ist ein Zeugnis wider der Entfremdung. Ein gutes Beispiel dafür ist das Hotel de Ville in Orbe .Dort wurden Verputze und Grundputze mit Sanden aus dem Umkreis realisiert.

 

 

 

Handwerk: Alles wird gut! Mediterraner Charme dank Kalkfassade am Neubau, so holen wir den Süden zu uns.

Auch am Neubau ist eine Kalkfassade eine wahre Stimmungs- kanone. Bei diesem Projekt haben wir den Prozess und die Arbeiten angeleitet, mit den Kunden Materialien und Farben gemischt und unterstützend mitgearbeitet. Die Abbildungen zeigen den Kalkverputz mit dem Fresko-Kalkanstrich.

Die Freskotechnik kennt man vor allem von den Malereien eines Michelangelos. Hier, bei der Fassade, wird in einen fingerdruckfesten frischen Kalkverputz ein oder zwei Anstriche mit Sumpfkalk und Pigment oder mit Kalkwasser und Pigment aufgetragen. So werden die Farben mit dem Kalkbindemittel, das aus dem feuchten Verputz kommt, gebunden und so wird beim deckenden Freskoanstrich, wie wir ihn gerne machen, dank der Feuchtigkeit im Verputz, eine gutes Abbinden garantiert. Der Kalk nimmt bei diesem Vorgang das beim Brand entwichene CO2 aus der Luft wieder auf, bindet es ein, womit Anstrich samt Verputz zu Kalkstein werden, die Oberfläche ist also am Schluss wieder Stein (man nennt das den Kalkkreislauf). Beim Kalk für den Anstrich ist die Farbe zugleich das Bindemittel und das ist auch der Grund, weshalb Kalkoberflächen so lichtintensiv sind. (Es gibt hier keinen Film, der auf einer Oberfläche liegt, das Pigmentkorn ist hier nicht im Bindemittel verpackt). Natürlich verwenden wir auch die Secco-Kalktechnik, für Renovationen ohne Erneuerung des Verputzes, oder unsere Kalkkaseinfarbe 314.1 bzw. 315.1, aber was Schutz und Haltbarkeit eines Mauerwerks betrifft gibt es kaum etwas besseres als die Freskovariante, die ausserdem schnell und problemlos gestrichen werden kann – Übrigens kann man den Charme von Venedig, Siena, oder der Provence ab sofort auch zuhause geniessen, denn auch in unseren Breiten wurden Gebäude ursprünglich so gekalkt.

 

 

Handwerk: Projekt Stümmel, malerischer Umgang mit den geraden Flächen im heutigen Bauen

Malerischer Umgang mit geraden Flächen (Projekt Stümmel)

Dieses sanfte seidene Changieren eines weichen Glanzes abwechselnd mit matten Stellen in der gestrichenen Decke oder Wand, oder ein Stucco, so eingestellt, dass er beim Auftragen durch die Bewegung der Kelle nicht einfach flach wurde, sondern ein Bild zeigt, das zwar nicht aufdringlich ist aber ungemein beruhigt – man hat hier immer etwas zu sehen (fast wie bei einer Maserung im Holz), etwas Entstandenes, nicht gesucht Vorgegebenes, etwas, das einfach aus einem natürlichen Arbeitsprozess heraus hervorgegangen ist. Es sind Qualitäten, die uns viel Wohlbefinden und lange anhaltende Freude bereiten.

Aus der Sensorik weiss man, dass der Geist, konfrontiert mit einer homogenen (Titan-)weissen Fläche solange darin sucht, bis er etwas findet, einen Schatten, einen Flecken, woran er sich halten, orientieren kann. Fehlt solches, wird das als sehr unangenehm empfunden (bekanntlich gerade etwa bei Spitalkunden).

Es sind malerische Qualitäten, die den heutigen Malern viel abverlangen; es braucht einen schönen gleichmässig ruhigen Duktus beim Auftragen der Farbe, diese darf nicht trocknen, das heisst, mein Kollege muss mit seinem Pinsel in die nasse Fläche hinein streichen, die ich ihm hinterlasse – “nass in nass“ nennt man das. Mit dem Bewusstsein, dass man das so entstandene Bild dann auch als Resultat sieht, können nur wenige Maler umgehen. Deshalb waren auch bei diesem Projekt enge Betreuung, Unterstützung und Mitarbeit unsererseits angesagt. Schliesslich ist es aber sehr gut geworden und die Bauherrschaft, die selber mitgearbeitet hat, ist überglücklich.

Solch Malerisches bringt auch eine Sprache „von Mensch zu Mensch“ an einen Ort. Ein Wohnhaus sollte nicht die in Mietshäusern üblichen homogenen Oberflächen aufweisen, die eigentlich nur den grösstmöglichen Kompromiss darstellen mit dem Anspruch einer als Qualität empfundenen sogenannten Sauberkeit, wo jeder Flecken darin zu einer Herabminderung führt. Wer dies merkt, wird es in seinem eigenen Haus wohl kaum so wollen.

Die Farbklänge sind ganz in Naturtönen von Kalk und Steinen gehalten, die Decken heben sich mit einem sehr zarten, hellen Blau licht gegen den Himmel ab.

Die Fassade ist in einem Kalkaufbau bis zum Frescosumpfkalk mit hydrophobisierender Seifenbehandlung in genau so fein lebendiger Sprache gehalten. Solche Oberflächen werden, wie immer beim Kalk, bei feuchtem Wetter etwas dunkler und hellen bei Trockenheit wieder auf.

 

 

Projekt Sainte-Croix, in gemeinschaftsbildendem Prozess gestalten wir zusammen mit den Mitgliedern der Bau- und Lebensgemeinschaft Domahabitare neuen Lebens- und Wohnraum mit reinen natürlichen Mitteln und gewinnen damit auch für uns selbst den Genuss wunderbar achtsamer Arbeit.

Vom 17.bis 19.März erarbeiten wir mit Domahabitare ein Basiskonzept für den Innenausbau. Die Gebäudesprache soll in Harmonie und Einklang mit der natürlichen Bauweise eine ehrliche, klare und stimmig-schöne Ausstrahlung erhalten. Mit dem Einsatz von hochfunktionalen Oberflächenmaterialien und -Behandlungen, durch Farben, Verputze und Beläge, sollen die hohen Ansprüche erfüllt werden..

Wie werden sich die Räume anfühlen, wenn man sie betritt, welche Stimmung vermitteln sie? „Comment vibrent ces espaces“, wie schwingen diese Räume? Wo sind die Räume tief und zeigen sich nicht schon durch einen einzigen Blick; Räume, die entdeckt, gelesen und verstanden werden wollen? Und wo sollen sie leicht und unbeschwert oder hell und fein wirken? Das sind die Fragen denen wir an diesem Wochenende begegnen werden.

Bis zur jetzigen Bauphase hat Domabitare weitgehend auf industriell gefertigte Konfektion verzichtet. Man verwendete stattdessen Baustoffe aus lokaler Herkunft: Natürliche Materialien, der Natur nur entlehnt und dabei immer bedacht, die organischen Kreisläufe nicht zu stören, sondern mit ihnen zu arbeiten. So wurden die Lehmbausteine in eigener Arbeit mit Terrabloc gefertigt und die Ausfachungen zwischen den Holzbalken der Tragkonstruktion mit lokalem Stroh gestopft. Dabei wurden die Steine, das ist wohl eher einzigartig, ohne Mörtel in Trockenbauweise vermauert.

Was von aussen betrachtet unglaublich spannend, einzigartig (für unser Land auch sehr mutig) erscheint, folgt einem untrüglichen, von einem Selbstverständnis getragenen inneren „Gefühl“, das der Gemeinschaft wohl fraglos inne wohnt. Und damit ist ein „Feld“, eine Kraft entstanden, die in Harmonie zum grossen Ganzen schwingen will.

Dieser inneren Logik entsprechend soll nun die Ausgestaltung fortgesetzt werden. Welche Materialien dabei wie eingesetzt werden, ist dabei genauso wichtig, wie die Frage, wie und wer diese dann verarbeiten wird – in Sainte-Croix soll ein Werk, ein Gemeinschaftswerk entstehen.

Malerei soll hier Malerei sein, nicht einfach anonyme Applikation pro m2, nichts Trennendes mehr zwischen dem Hand-Werk des Malers und seiner gestaltenden Malerei – eine Malerei, wie sie sich in der Geschichte der Kunst und Architektur schon immer zeigte, wo der Schaffende selber sich identifiziert, sich verbindet und eins wird mit seinem Werk. Und im Gemälde müssen sich keine farblichen Trennungen ergeben, wie etwa zwischen Wänden und Decken. Dann braucht es auch kein Klebband zum Abdecken, wo die malerische Hand eine viel weichere Linie zeichnet: eine, die der Natur des menschlichen Auges angemessen ist, nicht eine schneidende, die das Auge mit ihrer Härte schmerzt.

Mit solcher Achtsamkeit und in der ganzen Würde zu arbeiten, aus dieser Arbeit viel Kraft zu ziehen, für sich selber, wie für das Ganze (was immer zusammen geht) – das soll dann auch Grundlage sein, auf die eine Gemeinschaftserfahrung bauen kann.

Ein ökologischer Pionierbau mit Ausstrahlung

Natürlich ist hier auch aus ökologischer Sicht ein Pionierbau entstanden. Mit dessen zwei Schichten (Aussenhülle als wintergarten-ähnliches Gebilde) soll auch im Winter bei Sonnenschein Wärme ins Gebäude geleitet werden, denn das Gebäude hat, abgesehen von einem kleinen Holzofen, den man gemäss ingenieurschen Berechnungen höchstens vier Mal im Jahr braucht, keine (Zentral)Heizung. Für die Lüftung sorgt ein kleiner Schlitz oberhalb der Fenster, der sich bei hoher Luftfeuchtigkeit ohne Strom öffnet. Drei ebenso stromfrei betriebene Propeller auf dem Dach sorgen für einen permanenten Unterdruck und damit für Lüftung – einfacher geht’s nicht. Das Haus hat einen autarken Wasserkreislauf (eigens Wasser aus Regenwasserfiltration) und zudem Trockentoiletten, so dass das Restwasser sich sehr einfach klären lässt. 

Inside Domahabitare: Hier sei nur die grossartige Küche erwähnt, die wir während der Bauzeit geniessen durften. Wenn das so weitergeht (siehe Bider ganz unten), kann kaum noch was schief gehen. Wir wünschen dem mutigen Projekt alles Gute auf seinem Weg. Dass dieser Weg bereits hohe Wellen schlägt und hoffentlich Viele zum eigenen Handeln inspirieren und ermutigen wird, zeigen die Filme, die das Fernsehen der französischen Schweiz gedreht hat oder auch die verschiedenen Artikel in der Baubiologiezeitschrift „Baubio“ und zahlreiche andere Publikationen. Wer des Französischen mächtig ist, kann hier also mehr erfahren, 

voici les films de la maison RTS:
DomaHabitare_TJ12sept2017
DomaHabitare_Aujourd’hui4juillet2017

 

 

 

Reversible Farben verursachen keine Schäden und halten ewig

Dorfstrasse Hirzel reversible Farben

Mit den allerletzten warmen Tagen konnte, kurz vor dem Winter 2016, die Malerrenovation fertiggestellt werden. Sowohl für die Ölfarben als auch für den Kalk braucht es Temperaturen von über 5 Grad in der Nacht, damit diese noch trocknen und aushärten können.

Unsere Aufgabe bestand in einem Befund mit Analyse der Untergründe. Daraus entwickelte sich dann eine Begleitung, Farbgestaltung und Farbenherstellung.

Wir trafen auf eine sehr alte, vollkommen spröde Acrylfarbe am Riegel. Sie sollte sandgestrahlt werden. Ein Muster aber zeigte, dass das Holz darunter dabei wohl zerstört worden wäre. So wurden alle nicht ursprünglichen Bauteile gestrahlt, während man die historischen von Hand vollständig freigelegen musste. Danach folgten auf Riegel, Dachuntersicht und Fenstereinfassungen eine Standölgrundierung und zwei Standölfarbe-Anstriche. Wir fertigten diese fast ohne Füllstoffe aus 50-jährigem Standöl; damit ist sie sehr schlank. Eine solche klassische Malerölfarbe, wie sie in deutschsprachigen Gebieten immer gebräuchlich war, bildetet sich mit der Zeit durch die Einwirkung von UV- Licht langsam zurück. Deshalb muss gelegentlich mit dem Öllappen „aufgeölt“ werden. Macht man das, bevor sich rohe Stellen am Holz zeigen, ist das sehr kostengünstig und kann endlos wiederholt werden, ohne dass je die Farben entfernt werden müssen. Wenn man will, kann man mit regelmässigem Nachölen ein weiteres Anstreichen völlig vermeiden. Im Renovationsfall laugt man die Farbe mit etwas Soda im Wasser an und streicht dann neu.

Da eine solche Ölfarbe nicht abblättert und zudem voll dampf-diffusionsfähig ist, geht auch das Holz darunter nicht kaputt. Damit entspricht sie genau unseren Vorstellungen von einer reversiblen Farbe.

Heutige Ölfarben hingegen sind so dick, wie es die Kunstharze sind und neigen ebenso zum Abblättern wie diese. Eine Renovation bei abblätternder Farbe ist sehr aufwändig  –  Hätte nun also der Maler, der vor vielen Jahren die Acrylfarbe gestrichen hat, eine traditionelle schlanke Malerölfarbe genommen, wäre das ganze Sandstrahlen und Abschleifen und Freilegen gar nie nötig gewesen!

Die Fassade wurde mit unserer Kalkwandfarbe 315 und einer Zugabe von Quark dreimal nass in nass mit der Bürste gestrichen.