Handwerk: Reinpigmentfarben, die schönsten Farben die es gibt, aus unserer Farbenmanufaktur

Farben mit echten Pigmenten wie der Ocker die Terra di Siena, Ultramarin oder Venezianisch-Rot, Rebruss usw. sind aus den heutigen Farben fast vollständig verschwunden. Stattdessen verwendet man sogenannte Einfärbepasten der organischen Chemie, wie Azo-Teerfarbstoffe usw., diese werden dem Anstrichsmaterial computergesteuert beigemischt und sehen dann vielleicht so aus wie Ocker, sind es aber nicht. Architekten und Interieurgestalter haben inzwischen erkannt, wie ausdruckslos und gleichförmig solche Farben wirken. Denn was Leuchtkraft und Ausdruck betrifft, sind reine Pigmentfarben unübertrefflich. Auch historisch korrekte Farben sind immer reine Pigmentfarben, siehe auch das Projekt Eglisau. So ist ein kleiner Zweig von Pigmentfarbenherstellern entstanden, der das aufkommende Bedürfnis nach echten Pigmentfarben abzudecken vermag.

Wir gehen auch da noch einen Schritt weiter: Wir fertigen, vorab und auf Anfrage, Reinpigmentfarben für unsere Projekte und für verschiedene Kunden, mit denen wir eine Zusammenarbeit pflegen und verwenden dabei, im Unterschied zu anderen Herstellern, ausschliesslich rein natürliche Bindemittel sowie in den Wandfarben kein Titanweiss.

Warum ist das so wichtig?

Titanweiss ist der Homogenmacher in Anstrichen und Farben. So ist Titanweiss in fast allen Farben in kleinen Mengen mit drin. Für den allgemeinen Gebrauch muss das auch so sein, denn nur sehr geübte und eingeschulte Maler und Malerinnen können die Reinpigmentfarben überhaupt verarbeiten. Grosse Wände lassen sich nur in einem eingespielten Team bewerkstelligen. Soll der Auftrag ein ruhiges und gleichmässiges Bild ergeben, muss das Team „nass in nass“ arbeiten: Bin ich mit einem gemalten Teil fertig, meistens ein Streifen, mit dem oben begonnen wird, muss der nachfolgende Maler, noch bevor etwas daran trocknen kann, die Verbindung zum bereits gestrichenen Teil angeschlossen haben. Das Streichen ist dabei tatsächlich ein Streichen: Man verwendet dazu eine Bürste (Quast) und verarbeitet die Farbe beispielsweise in der liegenden 8, der Lemniskate, oder englisch und modern im „cross brushing“. In der Regel wird in einem gleichmässigen Duktus, auf den sich das Team zuerst festlegen muss, aufgetragen. Ruhe und Konzentration in den Bewegungen, sind bei diesen Arbeiten unabdinglich, denn man arbeitet dabei auf Bild: die Bewegungen sollen ja sichtbar sein, ein feines changierendes Bild von hoher optischer Qualität zeigen. Trägt ein Maler an einer Stelle zu dick auf, so wird dort die Farbe etwas dunkler. Das kann auch als bewussten gestalterischen Effekt eingesetzt werden, ist aber in der Regel unerwünscht – genau dies verhindert Titanweiss als Zugabe in einer Farbe: sie wird so leichter streichbar und macht sie eintöniger, das ursprüngliche Pigment verliert mit jeder Zugabe an Titanweiss stark an Charakter und Ausdruck – worauf wir aber nicht verzichten wollen!

Als Bindemittel für unsere Reinpigmentfarben kommen bei uns Kaseinemulsionen, Kalk oder auch Leime (für Leimfarben) in Frage. Denn auch die Bindemittelwahl entscheidet über Leuchtkraft, Charakter und Qualität unserer Anstriche. So packen Kunststoffbinder die Pigmente regelrecht ein, was zu Folge hat, dass das Licht, bevor es auf das Pigment trifft, um von diesem reflektiert zu werden, erstmal durch eine „Plastikschicht“ hindurch muss und so an Brillanz einbüsst: die Farben sehen dann immer etwa gleich aus und immer auch etwas stumpf.

Zu den Reinpigmentfarben zählen wir auch unsere weissen Farben, die wir aus reinen Mineralien fertigen und die den Räumen je eine ganz eigene Aussage verleihen. Das sind Farben aus Porzellanerde, Kieselgur, Glimmer, Gesso Bolognese (das echte und das Surrogat), Champagnerkreide, Hollsteinkreide, griechischem Marmormehl, italienischem Marmormehl, auch Quarzmehl, Talkum, Barit und auch aus dem weissen Lehm. Und natürlich sind da unsere Kalkwandfarben, die wir seit 30 Jahren in den Versionen Naturweiss, Hochweiss, Kalkkaseinfarbe, Kalkschlemmfarbe herstellen und denen wir eine grosse Zukunft vorhersagen.

Reinpigmentfaben muss man streichen wollen. Wer sie malen will, soll Freude an dieser Herausforderung haben. Wer sich diese Farben nicht gewohnt ist, soll sich bewusst sein, dass er sich auf ein völlig neues Malen einlässt. Seit jeher bilden wir interessierte Maler und Malerinnen in der Anwendung von Reinpigmentfarben aus, sie können mit unserem Team zusammen Arbeiten ausführen. Interessiert? Melden Sie sich bei uns unter anfrage@feinraum.ch

 

siehe dazu auch folgende Beiträge:

Die Rückkehr des Malerischen in die Architektur. Oder gibt es noch Malerei am Bau?

Gegenwärtiges Projekt Stümmel, malerischer Umgang mit den geraden Flächen im heutigen Bauen

Farbgestaltung ganzheitlich, nachhaltig, natürlich und unendlich schön

Abschmecken, abstimmen, mischen, rühren – aus der Farbenküche

 

Klassische und historische Farben finden sich in folgenden Farbkarten und Farbsystemen: Little Green, Farrow&Bell, Flamant, Auro, Aglaia, Keim, Beeck, die meisten Corbusierfarbtönen. Die Farben in diesen Fächern können wir herstellen, die Pigmente werden nach Nachhaltigkeitskriterien ausgewählt.

Apropos: Titanweiss soll wegen kanzerogener Wirkungen nach dem Willen der EU verboten werden. Gerade wird darüber hinter den Kulissen heftig verhandelt.

 

„Die Backstube wird zur Galerie“

In der alten Backstube und in anderen Räumen des Hauses werden schon bald die Bilder von Paul Möcklin zu bewundern sein. Das Gebäude aus dem Jahre 1902 musste kostspielig von diversen nicht mehr haftenden Dispersionsanstrichen befreit werden. Die darunterliegenden Oberflächen waren in erstaunlich gutem Zustand. Der neue Verputz- und Farbenaufbau geschah ganz im ursprünglichen Materialkonzept mit feinen Kalkabglättungen, Leim- und Kaseinfarben, dies in einer sehr zurückhaltenden Chromatik, welche den Gemälden viel Raum gibt. Der alte Terrazzoboden wurde mit unserem „Reinigerkonzentrat“ (einer Mischung aus Balsamterpentin und pflanzlicher Schmierseife) tiefengereinigt und anschliessend mit einem sehr guten Öl wieder genährt und geschützt. Der Handlauf wurde zum Handkuss, man freut sich jedesmal über die sehr feine Oberfläche. Und schliesslich mussten Leuchten und Licht richtig inszeniert werden. Das Ziel und damit die erste Ausstellung rückt näher: wir können es kaum erwarten dem grossen Maler, denn das war Möcklin, seinen Raum und seine Bäckerei zurückzugeben. Ja, auch das war er, ein Bäcker der zeitlebens gemalt hat und sich immer als Amateur bezeichnete, denn er wollte das malen, was was er wollte und legte sich auch nie auf einen Stil fest. In seinem Quartier hatte er den Übernamen “der Wunderbeck“ – ganz offenbar buk er so gut wie er malte!

 

Weitere Informationen zur Ausstellung folgen und eine  Webseite zu Pauls Werk ist am entstehen. Vorerst merkt euch schon mal das Datum vor 12.4.2019 ab 18 Uhr in Zürich Altstetten.

 

 

Handwerk: Farbgestaltung ganzheitlich, nachhaltig, natürlich und unendlich schön

Mit unserer bald vierzigjährigen Erfahrung können wir in fast allen Settings arbeiten, beinahe alle Bühnen bespielen: Von der Gestaltung im Mandat bis zur Beratung und Unterstützung. Mit den Jahren hat jeder Mitarbeiter eine ihm eigene Sprache dafür entwickelt. Am liebsten sind uns aber Projekte, die uns breit herausfordern.

Was alle unsere Arbeiten verbindet, ist immer die Farbgestaltung. Das sieht man schon, wenn man auf unserer Seite unter Arbeiten den Task “Farbgestaltung“ aufruft oder mit einem Klick in diesen Link. Da findet man immer sämtliche Arbeiten von uns. Schon die einfache Wahl für einen einfachen weissen Anstrich stellt uns vor die Frage – vor eine farbgestalterische Entscheidung – mit welchem Material, mit welchen Weiss wir hier streichen wollen: Mit Champagnerkreidekaseinfarbe, Gesso Bolognese, Dolomit oder Marmorpulverfarbe ? Wir haben bis zu vierzehn verschiedene weisse Farben.
Schon aus der Tatsache heraus, dass wir unsere Farben und Verputze selber und meist vor Ort fertigen, sind unsere Farbgestaltungen einzigartig (was hier keine Floskel ist), denn wir haben damit Möglichkeiten der Einflussnahme auf Farbe und Räume, die anderen nicht offen stehen, diese müssen nehmen, was sie auf dem Markt finden. Vielleicht wollen wir mehr oder weniger Glanz in einer Farbe, vielleicht soll sie tiefer in der Wirkung werden, immer sind gestalterische Schritte einer Suche nach dem Passenden, Stimmigen, Bestmöglichen im Spiel. Wir schauen, wir suchen, wir stimmen ab, wir können Räume entwickeln wie ein Gemälde. Und dergestalt erweitern wir Farbgestaltung zum “malerischen Umgang mit Raum“, wie man diese dann treffender bezeichnen würde. Im Unterschied zu einem starren Konzept wird es möglich auf diese Weise immer wieder von neuem Einfluss zu nehmen. Farben und Verputze lassen sich z.B. nach dem ersten Anstrich noch einmal leicht verändern, wenn man zum ersten Mal sieht, ob es auch funktioniert, was man sich ausgedacht hat. Schon ein Hauch einer Tonveränderung kann darüber entscheiden, ob ein Raum schliesslich stimmt oder nicht und je subtiler und einfacher eine Farbgebung ist, desto genauer müssen die Klänge stimmen. Ist ein Farbton zu laut oder zu blass, so sieht man das, genauso, wie man in der Musik es hört – was ebenso zur Farbgestaltung gehört: Denn bei Farben ist das nicht anders als bei Instrumenten: Stimmt schon nur ein Instrument in einem Konzert nicht, so entwertet dies das ganze Konzert. Das Konzert sind bei uns die Räume und die be-stimmen unser Leben darin.
Natürlich erstellen wir auch Konzepte, die dann später ausgeführt werden. Am liebsten aber mischen und mustern, gestalten wir mit den Beteiligen in einem gemeinschaftsbildenden Prozess – Und auch dies ein Aspekt unserer Farbgestaltung: Ob eine Kombination richtig klingt und harmonisch ist, ist etwas gemeinsam Erkennbares.
Unsere „Farbmusterkarten“ bestehen aus Halbedel- und Ganzedelsteinen, oder auch einfachen Natursteinen, Herbstblättern und Blüten und ja, aus unseren Ordnern mit den hunderten von Farbtönen drin, denen wir schon begegnen durften. Kleine Normfarbmüsterchen aus Musterbüchern hingegen brauchen schon mal ein geschultes Farbabstraktionsvermögen, um sie ins Räumliche zu übersetzen. Ausserdem sind sie meist monochrom. In der Natur existieren keine monochromen Farben. In Steinen, Blüten, Blättern finden sich eine ganze Menge Farben, und da wir das so von der Natur gewohnt sind, können wir deren Stimmung viel besser wahrnehmen. Das Auge kennt diese Vielfarbigkeit, den Nuancenreichtum, mit monochromen Farben ist es überfordert. Wir haben viel mehr Freude am Bestimmen der Farben, wenn wir auf Farbkarten verzichten, dennoch brauchen auch wir diese manchmal, allerdings nur, um Farbtöne zu übermitteln. Und wenn man für einen Ort den passenden Farbton nicht findet oder vielleicht gerade keine Vorlage zur Hand hat, so zeigt sich der immer irgendwo – an einem Bücherrücken, einem T-Shirt oder was auch immer – so, dass dies dann als Farbvorgabe dienen kann, was weit inspirierender ist, als mit vorgegebenen vor definierten Klängen zu arbeiten.
Hat man schliesslich die Stimmung und Richtung erfasst, mischen wir uns an die Töne heran bis sie rundum passen. Den Respekt, den wir unserer sensorischen Natur entgegenbringen, zahlt sich in Farben aus, mit denen man lange, sehr lange Freund sein kann, es ist uns in unserer Arbeit mit Farbe sehr wichtig, solchen Voraussetzungen der Wahrnehmung Rechnung zu tragen. Wir können damit den Aufenthalt in unserer Räumen sehr angenehm gestalten wie auch unsere Gesundheit und Leistungsfähigkeit entscheidend unterstützen. Und da wir den Mehrwert, den wir mit unseren Farben generieren, an Aufgabe und Ziel der Räume und Häuser binden, wird meistens schon bald klar, was geht, welches Stück (im musikalischen Sinne) aufgeführt werden soll: Es muss stimmen, funktionieren, oft für sehr lange Zeit (nicht, dass schon nach zwei Jahren das Bedürfnis aufkommt neu zu streichen). So ist gutes Design – ganzheitliche Farbgestaltung – auch das Nachhaltigste überhaupt.

Wie das in der Praxis aussieht erfahren Sie unter Arbeiten, Task, Farbgestaltung oder  hier

Siehe dazu auch unseren Beitrag: Die Rückkehr des Malerischen in die Architektur. Oder gibt es noch Malerei am Bau?

Oder: Stümmel, malerischer Umgang mit geraden Flächen

Wenn sie genaueres über wie und weshalb wir so gestalten erfahren wollen lesen Sie auch Wir brauchen Farben und Licht von hoher sensorischer Qualität. Nicht nur, weil wir sie schön finden, sondern auch für unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit.

Und der Artikel Abschmecken, abstimmen, mischen, rühren – aus der Farbenküche gibt einen Einblick ins entstehen der Farben.

 

 

Handwerk: Projekt Stümmel, malerischer Umgang mit den geraden Flächen im heutigen Bauen

Malerischer Umgang mit geraden Flächen (Projekt Stümmel)

Dieses sanfte seidene Changieren eines weichen Glanzes abwechselnd mit matten Stellen in der gestrichenen Decke oder Wand, oder ein Stucco, so eingestellt, dass er beim Auftragen durch die Bewegung der Kelle nicht einfach flach wurde, sondern ein Bild zeigt, das zwar nicht aufdringlich ist aber ungemein beruhigt – man hat hier immer etwas zu sehen (fast wie bei einer Maserung im Holz), etwas Entstandenes, nicht gesucht Vorgegebenes, etwas, das einfach aus einem natürlichen Arbeitsprozess heraus hervorgegangen ist. Es sind Qualitäten, die uns viel Wohlbefinden und lange anhaltende Freude bereiten.

Aus der Sensorik weiss man, dass der Geist, konfrontiert mit einer homogenen (Titan-)weissen Fläche solange darin sucht, bis er etwas findet, einen Schatten, einen Flecken, woran er sich halten, orientieren kann. Fehlt solches, wird das als sehr unangenehm empfunden (bekanntlich gerade etwa bei Spitalkunden).

Es sind malerische Qualitäten, die den heutigen Malern viel abverlangen; es braucht einen schönen gleichmässig ruhigen Duktus beim Auftragen der Farbe, diese darf nicht trocknen, das heisst, mein Kollege muss mit seinem Pinsel in die nasse Fläche hinein streichen, die ich ihm hinterlasse – “nass in nass“ nennt man das. Mit dem Bewusstsein, dass man das so entstandene Bild dann auch als Resultat sieht, können nur wenige Maler umgehen. Deshalb waren auch bei diesem Projekt enge Betreuung, Unterstützung und Mitarbeit unsererseits angesagt. Schliesslich ist es aber sehr gut geworden und die Bauherrschaft, die selber mitgearbeitet hat, ist überglücklich.

Solch Malerisches bringt auch eine Sprache „von Mensch zu Mensch“ an einen Ort. Ein Wohnhaus sollte nicht die in Mietshäusern üblichen homogenen Oberflächen aufweisen, die eigentlich nur den grösstmöglichen Kompromiss darstellen mit dem Anspruch einer als Qualität empfundenen sogenannten Sauberkeit, wo jeder Flecken darin zu einer Herabminderung führt. Wer dies merkt, wird es in seinem eigenen Haus wohl kaum so wollen.

Die Farbklänge sind ganz in Naturtönen von Kalk und Steinen gehalten, die Decken heben sich mit einem sehr zarten, hellen Blau licht gegen den Himmel ab.

Die Fassade ist in einem Kalkaufbau bis zum Frescosumpfkalk mit hydrophobisierender Seifenbehandlung in genau so fein lebendiger Sprache gehalten. Solche Oberflächen werden, wie immer beim Kalk, bei feuchtem Wetter etwas dunkler und hellen bei Trockenheit wieder auf.