Das Biorestaurant mit Bioladen Justus beim Zürcher Römerhof eröffnet nach Pause mit neuer Wirtin – wir durften einmal mehr mit unseren Farben dabeisein.

Wir sind gespannt auf die Küche und wünschen guten Start!

hier gehts zu Justus https://www.justus-roemerhof.ch

 

Projekt Sainte-Croix, in gemeinschaftsbildendem Prozess gestalten wir zusammen mit den Mitgliedern der Bau- und Lebensgemeinschaft Domahabitare neuen Lebens- und Wohnraum mit reinen natürlichen Mitteln und gewinnen damit auch für uns selbst den Genuss wunderbar achtsamer Arbeit.

Vom 17.bis 19.März erarbeiten wir mit Domahabitare ein Basiskonzept für den Innenausbau. Die Gebäudesprache soll in Harmonie und Einklang mit der natürlichen Bauweise eine ehrliche, klare und stimmig-schöne Ausstrahlung erhalten. Mit dem Einsatz von hochfunktionalen Oberflächenmaterialien und -Behandlungen, durch Farben, Verputze und Beläge, sollen die hohen Ansprüche erfüllt werden..

Wie werden sich die Räume anfühlen, wenn man sie betritt, welche Stimmung vermitteln sie? „Comment vibrent ces espaces“, wie schwingen diese Räume? Wo sind die Räume tief und zeigen sich nicht schon durch einen einzigen Blick; Räume, die entdeckt, gelesen und verstanden werden wollen? Und wo sollen sie leicht und unbeschwert oder hell und fein wirken? Das sind die Fragen denen wir an diesem Wochenende begegnen werden.

Bis zur jetzigen Bauphase hat Domabitare weitgehend auf industriell gefertigte Konfektion verzichtet. Man verwendete stattdessen Baustoffe aus lokaler Herkunft: Natürliche Materialien, der Natur nur entlehnt und dabei immer bedacht, die organischen Kreisläufe nicht zu stören, sondern mit ihnen zu arbeiten. So wurden die Lehmbausteine in eigener Arbeit mit Terrabloc gefertigt und die Ausfachungen zwischen den Holzbalken der Tragkonstruktion mit lokalem Stroh gestopft. Dabei wurden die Steine, das ist wohl eher einzigartig, ohne Mörtel in Trockenbauweise vermauert.

Was von aussen betrachtet unglaublich spannend, einzigartig (für unser Land auch sehr mutig) erscheint, folgt einem untrüglichen, von einem Selbstverständnis getragenen inneren „Gefühl“, das der Gemeinschaft wohl fraglos inne wohnt. Und damit ist ein „Feld“, eine Kraft entstanden, die in Harmonie zum grossen Ganzen schwingen will.

Dieser inneren Logik entsprechend soll nun die Ausgestaltung fortgesetzt werden. Welche Materialien dabei wie eingesetzt werden, ist dabei genauso wichtig, wie die Frage, wie und wer diese dann verarbeiten wird – in Sainte-Croix soll ein Werk, ein Gemeinschaftswerk entstehen.

Malerei soll hier Malerei sein, nicht einfach anonyme Applikation pro m2, nichts Trennendes mehr zwischen dem Hand-Werk des Malers und seiner gestaltenden Malerei – eine Malerei, wie sie sich in der Geschichte der Kunst und Architektur schon immer zeigte, wo der Schaffende selber sich identifiziert, sich verbindet und eins wird mit seinem Werk. Und im Gemälde müssen sich keine farblichen Trennungen ergeben, wie etwa zwischen Wänden und Decken. Dann braucht es auch kein Klebband zum Abdecken, wo die malerische Hand eine viel weichere Linie zeichnet: eine, die der Natur des menschlichen Auges angemessen ist, nicht eine schneidende, die das Auge mit ihrer Härte schmerzt.

Mit solcher Achtsamkeit und in der ganzen Würde zu arbeiten, aus dieser Arbeit viel Kraft zu ziehen, für sich selber, wie für das Ganze (was immer zusammen geht) – das soll dann auch Grundlage sein, auf die eine Gemeinschaftserfahrung bauen kann.

Ein ökologischer Pionierbau mit Ausstrahlung

Natürlich ist hier auch aus ökologischer Sicht ein Pionierbau entstanden. Mit dessen zwei Schichten (Aussenhülle als wintergarten-ähnliches Gebilde) soll auch im Winter bei Sonnenschein Wärme ins Gebäude geleitet werden, denn das Gebäude hat, abgesehen von einem kleinen Holzofen, den man gemäss ingenieurschen Berechnungen höchstens vier Mal im Jahr braucht, keine (Zentral)Heizung. Für die Lüftung sorgt ein kleiner Schlitz oberhalb der Fenster, der sich bei hoher Luftfeuchtigkeit ohne Strom öffnet. Drei ebenso stromfrei betriebene Propeller auf dem Dach sorgen für einen permanenten Unterdruck und damit für Lüftung – einfacher geht’s nicht. Das Haus hat einen autarken Wasserkreislauf (eigens Wasser aus Regenwasserfiltration) und zudem Trockentoiletten, so dass das Restwasser sich sehr einfach klären lässt. 

Inside Domahabitare: Hier sei nur die grossartige Küche erwähnt, die wir während der Bauzeit geniessen durften. Wenn das so weitergeht (siehe Bider ganz unten), kann kaum noch was schief gehen. Wir wünschen dem mutigen Projekt alles Gute auf seinem Weg. Dass dieser Weg bereits hohe Wellen schlägt und hoffentlich Viele zum eigenen Handeln inspirieren und ermutigen wird, zeigen die Filme, die das Fernsehen der französischen Schweiz gedreht hat oder auch die verschiedenen Artikel in der Baubiologiezeitschrift „Baubio“ und zahlreiche andere Publikationen. Wer des Französischen mächtig ist, kann hier also mehr erfahren, 

voici les films de la maison RTS:
DomaHabitare_TJ12sept2017
DomaHabitare_Aujourd’hui4juillet2017

 

 

 

Neu auch in Indien tätig! Erste Naturfarben, erste Arbeit

Excitement pure! Meine erste Farbe und meine erste Farbarbeit in Tamil Nadu,

Impressionen aus meinem Aufenthalt in Südindien

Business as usual ist per se der Tod aller Kreativität. Darum ist es so aufregend an einem Ort, den man kaum kennt, vollkommen neu anzufangen. Auf meiner langen Suche nach Rohstoffen und Werkzeugen, die mich mit Mr. Das, dem wunderbaren Denkmalpflegechef von Pondicherry, den Earth-Institut von Auroville sowie mit pfiffigen erfinderischen Unternehmern zusammenbrachte, bin ich Shop um Shop abklappern gegangen (denn für jedes Ding gibt es hier einen eigenen Laden) und habe dann schliesslich nach mehreren Tagen alles (zusammen), was ich für meine erste “Natur-Farbe“ hier in Südindien brauche. Was ich zusammentrug (permanent assistiert von den überaus liebenswerten Mitarbeitern meines umtriebigem Freundes Vijay) sind Schnur, Klebband, etwas zum Abdecken, Eimer, um die Farbe anzumachen, kleine Gefässe, um die Pigmente anzusumpfen, Waage und Litermass, Kreide, Leim und schließlich viel zu kleine Pinsel, von denen ich später einfach mal zwei mit Klebeband zusammenfüge. Nachdem dann auch noch der Drill (die Bohrmaschine) und der Propeller gefunden ist kann’s losgehen: Es wird eine simple Leimfarbe sein, mit der ich die Wohnzimmerdecke im Haus von Vijay und Anna gleich streichen werde.

Ein Riesenspass ist das, und in einem Land, wo man nicht einfach in einen Baumarkt gehen kann, um das alles bequem von einem Ort herzuholen, ein richtig tolles Abenteuer; grossartig ist zudem, wie einem die Leute – so sie einen denn verstehen – weiterhelfen.

Gleichwohl, das Verhältnis zur Arbeit ist hier kein bisschen anders als in der Schweiz: Arbeit ist primär einfach mal lästig, will so schnell wie möglich erledigt werden. Schönheit der Bewegungen und bewusstes, achtsames Arbeiten finden kaum Resonanz, auch wenn sich meine Mitarbeiter durchaus Mühe geben (und dann doch wohl eher, um mir zu gefallen). So ist es schwer verständlich, dass man nicht einfach den Roller nimmt, geht es doch damit viel schneller. Dass man das lavendelblaue kühlende Wolkenbild damit nicht hinkriegt, wird dann naturgemäss erst während der Arbeit verstanden.

Nichtsdestoweniger, Farbe und Arbeit kommen beim Kunden und bei einem befreundeten Architekten gut an und am Resultat haben dann alle ihre Freude. Das ist doch vielverheissend. Und das macht, ich gebe es gerne zu, Lust auf mehr! Eine Kalkwandfarbe, wie wir sie bereiten, schwebt mir vor. Zusammen mit einer ökologischen Pigmentfarbwahl aus lokalen Erden? Indien hat doch eine kleine Ockerindustrie – es gibt sie also schon auch fertig, die Pigmente… fehlen noch blau und grün…

Ein Tempel in Kerala soll ausschliesslich mit natürlichen Materialien bemalt werden. (Indische Tempel sind oft voller Malerei. Deren Fertigung sind den Priestern so wichtig, dass sie eigens eine Schule führen, wo diese traditionell natürlichen Arbeitsprozesse gelehrt und vermittelt werden).

Also auf geht’s, ich bin wirklich gespannt wie ein Regenbogen. Hier sind die Temperaturverhältnisse ja komplett anders. Was bei uns das Problem mit der Kälte ist, ist hier die Krux mit der Hitze. So müssen Gebäude einen Monsun überstehen können, ohne Pilze und Algen anzusetzen und sie müssen vor allem kühlen können. Nur ein perfektes Zusammenspiel von Bautechnik und Oberflächenmaterial kann dies gewährleisten.

Man kann in Indien neue, uralte, Methoden entdecken, etwa, wie die Leute ihre Verputze und Mörtel seit wohl mehr als tausend Jahren herstellen und dabei (wie bei uns auch) auf tausendjährige bestens erhaltene Beispiele von grosser Schönheit und perfekter Umweltverträglichkeit blicken – Gibt es da Techniken, die wir auch in der Schweiz anwenden können?

Wir werden sehen!

Carlo Vagnières im Februar 2017