Farbe als Klang, Farbe zum Tanz

Die bunteste Wohnung, die wir je mitgestalten durften.

Die Wohnung, eine Mietwohnung, wirkt leer: eine Liege zum Massieren, ein paar Möbelchen für die Büroarbeiten, weiter ein Tisch und ein Bett. Und tote krümelige Plastikverputze, tote Materie in beschlagenem Weiss.

Unsere liebe Kundin reiferen Alters erfüllt sich mit der Farbgestaltung einen Traum. Doch ihre Farbwahrnehmung – das darf man sagen – ist eine völlig andere als unsere: Sie nimmt Farben rein aus der klanglichen Schwingung wahr. Auch sieht sie die Farben nicht wie wir. So wollte sie etwa, dass wir die Seitenfassungen der Fenster, die Laibungen, in einer anderen Farbe als die der Wände streichen, wovon wir ihr abrieten, da zuviel zuviel ist, wie wir dachten. Aber für unsere Kundin – hier ihre eigenen Worte – …fehle damit eine Saite in der Harfe. Also klar, das geht nicht, die fehlende Saite muss aufgespannt, respektive die Farbe, der Klang angebracht werden.

Umgekehrt ist unsere Kundin total begeistert, wie wir unsere Farben, also das Material selbst, in Harmonie mit der Natur, will heissen mit Rohstoffen, fertigen, die der Natur entlehnt sind und daselbst auch ihren ungestörten harmonischen Fortgang in der grossen Dynamik natürlichen Geschehens finden.

Klartext: Keine synthetisch chemischen Plastikbindemittel und Pigmente aus der Petrochemie usw.

Wurde ein Kontrast mal zu schrill oder kämpften einzelne Farben um die Vorherrschaft, so konnte sie das nachvollziehen und wir fanden gemeinsam die richtige Nuance.

So entstanden ganz eigene Farbklangräume – die ertanzt werden wollen. Denn das ist einer der Gründe, warum unsere geschätzte Kundin fast keine Möbel hat: Sie ist Tänzerin. Und die Farben – sie sind dann wohl so etwas wie das Instrument räumlich klanglicher Musik.

„Ich habe mir das immer gewünscht, ich bin Überglücklich, das mit Euch gemacht zu haben“, meinte sie anlässlich eines Abschlussbesuches unseres Teams.

Und wir durften ganz neue Zugangswege zu unserem Thema erfahren. Nicht selten dachten wir, das geht wirklich nicht, das ist viel zuviel, oder wir beschäftigten uns auf dem langen Heimweg, wie wir dies oder das lösen können, damit es auch aus unserer Sicht funktioniert – wir haben gelernt, dass es geht !

Zum Schluss durften wir noch passende Seifenschalen in Tadelakt fertigen.

Wir bedanken uns unsererseits für dieses aufregende Projekt und die wunderbare Begegnung.

Das feinraum -Team

 

10. August 2023