MFHs Mühlebachstrasse und Eisengasse oder Malerei in der Architektur – es gibt sie!

Zürich Seefeld

Frühling 2016

 

Gestaltung mit dem Kunden, Materialisierung Farben, Verputze  und Ausführung.Sowohl beim Nachhausekommen als auch beim Verlassen des Hauses sollen die Mieter einen Moment der Heiterkeit erleben und sich ganz einfach darüber freuen.

Vorgeschichte:

Die beiden Mehrfamilienhäuser sind Mietobjekte, die in den 40er Jahren gebaut wurden. Bei der Renovation der Wohnungen des MFH Mühlebachstrasse 2006 wurden alle Wohnungen nach den Vorgaben und mit den Materialien von natürlich renovieren / feinraum  von einem Malergeschäft gemäss den Anleitungen sorgfältig mit Rosenwasser und Soda gereinigt und mit unseren natürlichen Farben und Verputzen renoviert. Nur beim Treppenhaus handelte der Maler nicht nach den Anweisungen und so war das Treppenhaus unversehens in eine grelle, titanweisse Plastikfarbe getaucht.

Das war ziemlich enttäuschend, denn das Treppenhaus entsprach in keiner Weise den Wohnungen. Die Eigentümerin grämte sich und entschied sich nach fast 10 Jahren, das Malheuer zu korrigieren. Und wie!

Die beiden Häuser sind möglicherweise die einzigen «wirklich» durch und durch mit natürlichen Materialien renovierten Mietgebäude, die zudem bei späteren Interventionen, vor allem an der Eisengasse, den jeweiligen Licht- und Raumverhältnissen angepasste Farbkonzepte erhielten. Diese wurden nun neu auch von feinraum ausgeführt. Hinzu kamen nun neu auch die künstlerischen Gestaltungen der Treppenhäuser und Keller.

Zur Nachahmung empfohlen:

Um es vorweg zu nehmen: Die farbigen Wohnungen sind ein echter Erfolg. Die Mieterschaft und die Vermieterin erfreuen sich gemeinsam daran und widerlegen die gängige These, dass Mieter nur Weiss wollen. Damit man lieber mit Farbe lebt als ohne, muss allerdings die Farbqualität stimmen. Und das tut sie hier.

Treppenhäuser

Die Malereien an der Mühlebachstrasse: Jedes Stockwerk hat sein eigenes, von  Miró inspiriertes Wandgemälde. Der Meister grüsst mit einem Augenzwinkern. An der Eisengasse ist ein grosses «feinraumwandgemälde» entstanden, das sich über alle Stockwerke erstreckt.

Als Untergrund wurde in beiden Treppenhäusern ein sehr hartes Kalk-Gipsmaterial aufgebracht und mit einer Kaseinemulsion grundiert.

Die Herausforderung für das feinraumteam bestand vor allem darin, die Farben – wie immer bei feinraum – artisanal und ohne Kunststoffe und Titanweiss  herzustellen und zu verarbeiten. Dafür wurde die Kaseinemulsionstechnik, die eigentlich eine stärrige und nicht sehr malfreudige Farbe ist, in besonderer Weise emulgiert. So gingen auch die dick auftragenden Kreiden und marmorweissen Pigmente leichter von der Hand.

Auch die anderen Arbeiten sollten unbedingt erwähnen werden, man blendet sie neben den Gemälden gerne aus. Sie sind aber in puncto Arbeitseinsatz, Raumstimmung und Technik für den Raumkörper genau so wichtig.

Da sind zunächst alle Treppen umfassenden Wände: An der Mühlebachstrasse sind sie in einem sehr hellen und feinen Jadeton gehalten,  an der Eisengasse in einem sehr hellen warmen Grau.

Dafür wurde der gut haftende, aber monotone und in seiner Materialität leblos wirkende, alte Plastikverputz mit einer quarkhaltigen Schlemme aus der Kalkwandfarbe von natürlich renovieren / feinraum mit einem Siebdruckspachtel gefüllt. Und anschliessend mit Hilfe der Farbbürste bei einem Schlussanstrich mit der Kalkwandfarbe und einem Quarkzusatz verfeinert. So strahlt jetzt das wunderbare, leintuchmatte Licht ins Treppenhaus.

Abschliessend wurde der alte Kunststeinboden in aufwendiger Hand- und Kniearbeit tiefengereinigt. Fast 80 Jahre Schmutz- und Putzmittel diverser chemischer Provenienz mussten einer frischen und stark aufgehellten Treppe Platz machen. Für die Reinigung wurde ein Gemisch aus Sumpfkalk, Schmierseife und Wasser verwendet. Dann wurde die Oberfläche der Treppe neutralisiert und zuletzt zum Schutz vor dem Schmutz mit der hellen Pflanzenseife 653 eingerieben.

 

Miro mit einem Augenzwinkern, Treppenhausmalerei