MFH Ottenbergstrasse Zürich

Ottenberstrasse Zürich

Januar bis August 2014

 

MFH Ottenbergstrasse

Das alte Mehrfamilienhaus mit Bäckerei an hervorragender urbaner Lage wurde beim vollständigen Umbau zu zwei Wohneinheiten innen und aussen baubiologisch renoviert.

Ein Jahr vor Baubeginn traf ich mich mit dem befreundeten Architektenpaar Benjamin und Valerie Leimgruber. Deren Anliegen, für ein etwas biederes Zürcher Bürgerhaus eine neue Sprache zu finden, die für eine junge und aufgeschlossene Famlie funktioniert und den uns so wichtigen Wohlfühl-confort bietet, erachteten wir als reizvolle Herausforderung. Den einen Hausteil wollten Sie selber bewohnen den anderen vermieten.

Eine spezielle Aufgabe stellte dabei die Innenisolierung mit den Wandheizungsregistern dar. Nach einigem Suchen und Probieren fanden wir eine haftbrückenfreie Lösung mit Lehm und Sumpfkalk als Deckputz. Damit muss man trotz Innendämmung nicht auf die grossen Annehmlichkeiten einer Wärmespeichermasse verzichten.

Zu den breiten Bodenplanken aus massiver Douglasie, die Benjamin und Valerie vorschlugen, wählten wir für die Wände einen hellen Stucco aus Jurakalk, der in abgeglätteter und etwas verdichteter Form aufgebracht und so konsequent wie möglich an allen Wänden „durchgezogen“ wurde, so dass über die ganzen drei Stochwerke das Gefühl räumlicher Grösse und so etwas wie eine urbane Loft-Stimmung entstand. Farben an den Decken – leichtes sehr dezentes helllblau in den Zimmern und im Gang – vermitteln in einem sehr sanften Sam-Kaltkontrast und ein Weitegefühl. Mit den starken punktuellen Deckenfarben in den Bädern – Burgunder und Senf – und schliesslich der chocenillerosa Decke in der Küche (dem früheren Bäckerladen), in welcher die ganze Farbchoreografie gipfelt, konnten wir der alten Tradition von Deckenmalerei in einer neuen Form Raum geben. Und mit diesem schönsten Rosa, das wir je gesehen haben, ist es uns in einer Woche Entwicklungsarbeit zum ersten Mal gelungen die subtilen und sehr feinen organischen Chocenillepartikel mit passenden mineralischen Komponenten in eine deckende (nicht lasierende) Mischfarbe einzubinden.

Die zweite Wohneinheit im ersten Obergeschoss und dem ausgebauten Dachstock ist grundsätzlich gleich ausgelegt, doch schufen wir im Aufgang zum Dachgeschoss sowie im Dachgeschoss selbst  einen Wechsel der Haptik: Zur Sprache kam hier die feinere Anstrichsanmtung der nun leicht abgetönten Marmorkaseinoberfläche mit phantastisch schillerndem Glanz, die auch die neue Ebene des ausgebauten Dachgeschosses adäquat anzeigt; und der Aufgang dazu – in oranger, dem Amberstein nachempfundener Farbe gehalten – soll einen durch dessen Verengung, die man darin erfährt, quasi hinaufbefördern, während man oben angekommen eine Weitung erlebt.

Die in Sumpfkalk und in gut zürcherischer Zurückhaltung gehaltene Fassade strahlt ein einzigartiges Licht aus, welches dem Gebäude Klarheit und etwas Leichtes gibt und sich mit derem nicht ganz homogenen Bild smooth in die natürliche Umgebung fügt. Vor dem Haus kommt dann selbst bei grösster Zurückhalung etwas mediterrane Stimmung auf – dem Kalk sei Dank!

(Bilder: Roger Frei, Architekturfotografie und Carlo Vagnières)

 

Küche in der ehem. Bäckerei mit der cochenille gestrichenen Decke